10.02.2023
Trauer um Werner Kieschnick

Der reformierte Kirchenkreises trauert um Senior i. R. Werner Kieschnick, geboren am 9. September 1925, gestorben am 20. Dezember 2022. Pfarrer Werner Kieschnick war der dritte Senior des 1948 neu gegründeten Reformierten Kirchenkreises. Fast 20 Jahre (1971-1989) stand der ruhige, besonnene Pfarrer dem Kirchenkreis vor. Mit seiner Gabe, sich an den Geschenken des Lebens zu freuen, die ihn auch im hohen Alter nicht verließ, stärkte er viele Menschen. Dankbar blicken wir auf das Geschenk, dass der Herr uns mit ihm gemacht hat. Wir wissen ihn geborgen in Gottes Liebe.  

Nachruf von Sen. i. R. Jürgen Reuter: 

Senior Werner Kieschnick  (9.9.1925 - 20.12.2022)

97 Jahre wurde er alt. Lange Jahre hat er im Pflegeheim freundlich nötige Pflege angenommen. Seine Frau hatte er schon früh verloren. Seine Töchter waren treue Begleiterinnen aus der Nähe und aus der Ferne. – Nun ist sein mehr als dreißig Jahre währender Ruhestand fast unbemerkt zu Ende gegangen.

Ebenfalls mehr als dreißig Jahre stand er im Dienst seiner Magdeburger reformierten Gemeinde. Anfangs musste er für die rechte Gottesdienststätte seiner Gemeinde erst sorgen, nachdem die drei reformierten Kirchen in der Kriegs- und Nachkriegszeit zerstört worden waren. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Gemeinde die Sakristei der Wallonerkirche am 3. August 1975 feierlich in Gebrauch nehmen konnte. 

Am 15. Januar 1971 wurde Werner Kieschnick als Nachfolger von Senior und Domprediger Fritz Schröter aus Halle zum Senior (Superintendent + Propst) des reformierten Kirchenkreises gewählt. In den fast 20 Jahren seiner Tätigkeit an der Spitze des Kirchenkreises hat er diesen in den Sitzungen der Kirchenleitung und der Provinzialsynode vertreten. Im eigenen Kirchenkreis hingegen hatte er sich bemüht, die Leitung von Pfarrkonvent und Kreiskirchenrat abzugeben.

Es war keine leichte Zeit für ihn: sich für die dauerhafte Existenz des reformierten Kirchenkreises in der damaligen Kirchenprovinz einzusetzen, sich zu wehren gegen staatliche Forderungen, etwa beim Wehrkundeunterricht in den Schulen, bei den Bausoldaten, bei der Friedensfrage, bei den vielen Wahlen. Große Sorge bereitete ihm die Aufgabe von reformierten Gemeinden in Calbe, Wettin und Stendal und der Schwund vieler Gemeindeglieder in den reformierten Gemeinden. Bei all dem konnte er sich auf die Gemeinden seines  Kirchenkreises verlassen. Ihm lag daran, dass unsere Gemeinden nicht am Alten festhielten, sondern dem reformierten Kernspruch „semper reformanda“ treu blieben: offen zu sein für neue Schritte.

Bei all den aufregenden Dingen blieb er doch meist ruhig, zurückhaltend, still, ließ andere Meinungen gelten, obwohl er seine Meinung auch heftig verteidigen und durchsetzen konnte.

Am 11. November 1989 wurde er auf der Kreissynode in Halle als Senior verabschiedet. Seine Gemeinde in Magdeburg hat ihn am 9. September 1990 in seinen langen Ruhestand entlassen. Dankbare Gefühle, gute Erinnerungen der Gemeinden des reformierten Kirchenkreises an ihren Senior erfüllen uns heute.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Jürgen Reuter