Geschichte des reformierten Kirchenkreises

Das will erklärt sein in dem Land, in dem die Stätten der Reformation fast alle mit dem Namen Martin Luthers verbunden sind und man fast automatisch »evangelisch« mit »lutherisch« gleichsetzt. In der EKM gibt es heute noch fünf Gemeinden, die sich auf die Schweizer Reformatoren Huldrych Zwingli, Johannes Calvin und andere beziehen. Ihre Herkunft erkennt man manchmal noch an ihren Namen: Maizière und Delorme, Groothuis und Groenewold. Ihre Vorfahren kamen als Flüchtlinge, vor allem aus Frankreich, der Wallonie und der Pfalz.
Das war am Ende des 17. Jahrhunderts, als Preußen von den katastrophalen Folgen des 30jährigen Krieges verzehrt war und dringend neue wirtschaftliche Impulse brauchte. In Frankreich verfolgte Ludwig XIV. die Anhänger der Schweizer Reformation. Dort hatte es bereits im 16. Jahrhundert eine Serie von acht Hugenottenkriegen gegeben, die 1598 mit dem Edikt von Nantes geendet hatten. Dieses widerrief Ludwig XIV. 1685 im Edikt von Fontainebleau. Reformiert zu sein stand wieder unter Strafe. Untergrundkirchen bildeten sich. Das für die Reformierten so besondere Psalmensingen und das Bibellesen wurden mit hohen Strafen belegt. Mit dem Edikt von Potsdam lud 1685 Kurfürst Friedrich Wilhelm die verfolgten Hugenotten ein, sich in Preußen anzusiedeln. Er gewährte 20.000 Flüchtlingen Privilegien und Kredite, vor allem aber das Recht freier Religionsausübung, was in der ansässigen Bevölkerung Unverständnis, Neid und Anfeindungen auslöste (Die evanglische Kirche in Mitteldeutschland 2021, 123). 

Von Anfang an sind die reformierten Gemeinden in den preußischen Gebieten Teil der Landeskirche gewesen. In der Geschichte hat es verschiedene Organisationsformen gegeben, die diese Zugehörigkeit zum Ausdruck brachten. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts sind die reformierten Gemeinden der Ev. Kirche der Kirchenprovinz Sachsen im Reformierten Kirchenkreis zusammengeschlossen. Die neue Evangelische Kirche in Mitteldeutschland hat diese Regelungen übernommen, wenngleich sich auf dem Boden der ehemaligen Ev.-luth. Landeskirche Thüringen keine reformierten Gemeinden befinden.

Der Kirchenkreis bildet eine Synode, aus der wiederum ein/e Abgeordnete/r für die Landessynode gewählt wird. Der Reformierte Kirchenkreis wird von dem Moderamen geleitet, der der Reformierte Senior vorsitzt. Der Reformierte Senior führt die Geschäfte des Kirchenkreises und vertritt ihn in den Gremien der Landeskirche. Die Pfarrerinnen und Pfarrer, Prädikantinnen und Prädikanten des Reformierten Kirchenkreises sowie diejenigen, die sich der reformierten Tradition zugehörig fühlen, treffen sich regelmäßig zum Reformierten Pfarrkonvent. 

Der Reformierte Kirchenkreis regelt die Dinge, die auf Gemeindeebene so nicht geregelt werden können (Subsidiaritätsprinzip). Regelmäßige Veranstaltungen zur reformierten Tradition und gegenwärtigen Identität gehören ebenso zu seinen Aufgaben wie die Visitation der Kirchengemeinden und die jährlichen Kreiskirchenfeste. Presbyterrüsten stärken den Zusammenhalt im Kirchenkreis.

Weiterhin pflegt der Reformierte Kirchenkreis den Kontakt zum Reformierten Bund in Deutschland und zur Partnerkirche, der ungarisch-reformierten Kirche in der Slowakei. Hier findet ein reger Austausch statt.


Präses der Kreissynode
Ute Gabriel-Betzle

Senior des Reformierten Kirchenkreises
Senior Dr. Jutta Noetzel
Kleine Klausstraße 6
06108 Halle
Fon: (0345) 2021329
jutta.noetzel@ekm-reformiert.de